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Jaconette Mirck Stefanie Seitz Interview
Interview

OOOHHH, die Natur gibt es wirklich überall! – Ein Interview mit Jaconette Mirck

Jaconette Mirck ist Biologin und Gründerin der Insekten-Akademie. Über ihren Online-Kurs „Was krabbelt denn da?“ lernten wir uns kennen. Mit Lerngeschichten weckt sie nicht nur die Begeisterung bei den Kindern, sondern nimmt auch die Angst vor den kleinen Krabbeltieren. Alle waren wir draußen unterwegs, um in die Wunderwelt der Insekten einzutauchen und haben stolz unsere Funde per Foto dokumentiert.

Möchtest du auch einmal in die Insektenwelt eintauchen? Dann findest du hier das Interview mit meinen 11 Fragen an Jaconette:

1.) Was ist die Geschichte zu deiner Insekten-Akademie?

Insekten beschäftigen mich eigentlich schon mein ganzes Leben. Als kleines Mädchen hat meine Oma mich an die Hand genommen und zu allen grüne Ecken von Amsterdam geführt. Ich war begeistert, wie vielfältig die Natur ist, was da so alles krabbelt! Später habe ich auch selbst Fliegen gefangen und die in ein Spinnennetz geworfen. Dann habe ich beobachtet, wie die Spinnen die Fliege gefangen und sie eingewickelt hat. So konnte ich Stunden verbringen.  

Als zehnjähriges Mädchen habe ich beschlossen, Biologin zu werden und das habe ich dann auch getan. Zuerst habe ich in Amsterdam Biologie studiert und danach ging es in die USA für meine Promotion. Für mein Studium lag der Fokus eigentlich mehr bei den Pflanzen und Nachhaltigkeit.

Als ich Mutter geworden bin, habe ich mich aber wieder erinnert, wie interessant ich selbst als Kind die Insekten fand. Ich wollte nicht nur meine Tochter diese kraftvolle kleine Tierchen zeigen, sondern auch vielen anderen Kindern. Das war die Geburt der Insekten-Akademie.

2.) Wie kam es zu deinem Blog?

Um die Geschichte der Insekten-Akademie mit der Welt zu teilen, habe ich mich im Juni dazu entschieden, mit einem Blog anzufangen. Der Blog ist also noch jung. Er wird aber mit der Zeit wachsen, wie auch die Natur und unsere Kinder wachsen. 

Was auch wachsen wird, ist mein Angebot. Momentan helfe ich Eltern mit kleinen Kindern im Alter von 3 bis 8 Jahren, gemeinsam mit der ganzen Familie die Liebe zur Natur neu zu entdecken und die kleinen Krabbeltiere spielerisch kennenzulernen. Denn nur was man kennt, kann man beschützen! Mein Ziel ist es, um diese Altersgrenze von acht Jahren immer wachsen zu lassen. 

3.) Krabbeltiere, Fliegen, Wespen & Co sind nicht die beliebtesten Insekten. Wie machst du Lust darauf, sie zu entdecken? 

Um die Begeisterung bei den Kindern zu erwecken, nutze ich Lerngeschichten. Jedes Thema fängt mit einer kurzen Geschichte an. Diese Geschichten sind von mir geschrieben und gezeichnet. Die Geschichten erzählen entweder die Abenteuer von zwei Kindern (Rosa und Pedro) oder werden von der Perspektive der Insekten erzählt. Die meisten Kinder lieben diese Geschichten. Zu jedes Thema entwickle ich auch Lernmaterialien. Zum Schluss wird das Gelernte mit Spielen, Mal- und Bastelideen spielerisch umgesetzt.

Die süße Wespe beobachten – aus einer Lerngeschichte von Jaconette Mirck
Die süße Wespe und die Sprühflasche – aus einer Lerngeschichte von Jaconette Mirck

4.) Warum haben dich als Biologin gerade die Insekten interessiert?

Insekten haben mich schon als kleines Mädchen begeistert. Pflanzen interessieren mich aber auch und wie das ganze Ökosystem funktioniert. Ich bin aber der Meinung, dass viele Kinder von Natur aus eine Begeisterung für Insekten haben. Diese Begeisterung geht aber leider schnell verloren, wenn wir Erwachsenen mit Ekel auf diese kleinen tollen Lebewesen reagieren. In meinen Kursen lernen deswegen nicht nur die Kinder, wie großartig die Insekten sind. Bei mir sind die Erwachsenen auch wieder Kind und entdecken gemeinsam mit den Kindern die Vielfalt der Insekten. Alle Insekten haben einen Nutzen und wir brauchen sie zum Überleben!

5.) Du schreibst in deinem Blog über den Ekel in der westlichen Welt, Insekten zu essen. Genauso schlimm scheint unsere Angst vor Spinnen zu sein. Woher kommt das?

Interessanterweise ist unsere Angst vor Spinnen (und auch vor Schlangen) angeboren. Forscher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften haben dies in einer Studie bewiesen. In dieser Studie reagierten bereits sechs Monate alte Säuglinge beim Anblick von Spinnen gestresst. In diesem Alter können diese Babys diese Reaktion noch nicht gelernt haben. [Anmerkung: klicke hier, um zum Blogartikel über den Ekel, Insekten zu essen zu gelangen.]

6.) Es gibt ja so viele Insekten. Hast du einen Tipp, wie man mit Kindern Insekten bestimmt?

Das hängt natürlich von dem Alter der Kinder ab. Ich rede hier mal über junge Kinder (3 – 8 Jahren). Bei der Bestimmung ist das Nutzen von realistische Bilder und Formzeichnungen sehr wichtig. So machen die Profis es übrigens auch! 

Als erste Schritt sollte, man aber schauen, ob das Krabbeltier überhaupt ein Insekt ist. Hierzu müssen die Kinder bis sechs zählen können. Warum nur bis sechs? Nu, ja… Insekten haben 6 Beine. Die anderen Krabbeltieren haben mehr Beine! Hier kannst du mehr zum Thema spielerische Insektenbestimmung lesen: 6 spielerische Tipps zur Insektenbestimmung.

7.) Du gibst Kurse für Kinder und Eltern, damit sie gemeinsam als Familie mit ihren Kindern die Insekten-Welt entdecken können. Was war bisher dein schönstes Erlebnis in einem Kurs?

Meine Kurse finden online statt. Aber das Ziel ist immer noch, dass die Kinder in die Natur gehen. Draußen die Insekten entdecken – das machen die jungen Menschen mit den Eltern. In meinem Kurs „Was krabbelt denn da?“ war das auch so. Die Kinder sind auf Krabbeltier Safari gegangen und haben, was sie gesehen haben, fotografiert. Die Bilder haben wir dann in LIVE Treffen über Zoom besprochen. Man konnte in den Augen der Kinder sehen, wie aufgeregt sie waren, ihre Bilder in meiner Präsentation zu sehen. So konnten die Kinder sich die Insekten extra gut merken!

8.) Wie gehst du mit der Angst von Kindern um, wenn es darum geht, Insekten zu entdecken?

Ich nutze spannende Geschichte, die erklären, was die Insekten vor uns Menschen machen. In der Geschichte „Die süßen Wespen“, der Teil meines Kurses „Warum stechen Insekten?“ ist, erzähle ich zum Beispiel die Geschichte von zwei Wespenarbeiterinnen, Marie und Isabelle. Es ist spät im Sommer und die Königin von Marie und Isabelle hat gesagt, sie brauchen nicht länger kleine Insekten, wie Blattläuse und Mücken für die Wespenlarven sammeln. Ja, genau, Wespenlarven fressen Mücken und Blattläuse! 

Jetzt haben die beiden Wespen endlich mal Zeit um auf Abenteuer zu gehen und sich süße Leckereien wie Kuchen zu suchen. Und Kuchen finden die Wespen. Der Kuchen ist aber von Rosa! Rosa hat eigentlich ein bisschen Angst vor den Wespen. Ihr Bruder Pedro sagt ihr aber ruhig zu bleiben und das macht sie dann auch. Gemeinsam beobachten Rosa und Pedro, wie Marie und Isabelle von Rosa’s Kuchen fressen.

Die Wespen beim Essen zu beobachten, macht Rosa aber hungrig. Wie werden sie nun die Wespen wieder los? Pedro hat eine Lösung: 

Hier erzähle ich mal einen kleinen Ausschnitt: „Dann nimmt Pedro die Sprühflasche, die auf dem Tisch stand, und sprüht damit. „Hey, hör auf!“, schreit Rosa. „Du machst meinen Kuchen nass! Warum machst du das?“ „Hey, es regnet!“, sagt Marie, die Wespe. „Ja, komm. Lass uns schnell zurückfliegen!“ sagt Isabell. Die beiden Wespen fliegen los, zurück zum Nest.

Meine Hoffnung ist, dass wenn ich Geschichten erzähle, wo die Kinder keine Angst vor Insekten haben, oder diese Angst verlieren, dass das ansteckend wirkt.

9.) Hast du eigentlich eine Lieblings-Jahreszeit, um draußen zu sein?

Schwierige Frage. Ich finde die Abwechslung der Jahreszeiten eigentlich so schön. Wenn ich eine auswählen muss, ist es denn doch der Frühling, weil dann wieder neues Leben entsteht. Die Wespen- und Hummelköniginnen erwachen zum Beispiel aus dem Winterschlaf und suchen sich einen guten Standort für den Bau eines neuen Nestes.

10.) Was war bisher deine coolste Beobachtung?

Wie eine Hosenbiene sich Sand aus einem Loch zwischen den Gehwegplatten hier in Berlin geschaufelt hat. Ich habe da mindestens 10 Minuten in der Hocke beobachtet, wie die Biene rückwärts mit den Beinen den Sand hochgeschoben hat. OOOHHH, die Natur gibt es wirklich überall!

11.) Wir führen dieses Interview im Spätherbst. Was kann man jetzt draußen entdecken?

Die letzten Wespenarbeiterinnen fliegen noch herum und Hummeln gibt es auch noch ein Paar. Honigbienen natürlich auch noch, weil die überwintern ja als Volk. Schwebfliegen habe ich gestern noch bei uns im Schrebergarten gesehen. Feuerwanzen gibt es auch noch ein paar. Vergangene Woche saß auch ein Admiral in der Sonne auf der Fensterbank von unserer Wohnung. Meine Tochter war krank zu Hause und ich habe ihr erklärt, dass der Schmetterling bestimmt auf dem Weg nach Mallorca war (ja, genau es gibt auch Wanderschmetterlinge!). 

Danke, liebe Jaconette für das dieses interessante Interview!

Über Jaconette Mirck

Biologin, Autorin, Kreative, Online-Unternehmerin, Mutter und Lehrerin in Berlin

OOOHHH, die Natur gibt es wirklich überall! Alle Insekten haben einen Nutzen und wir brauchen sie zum Überleben!

 

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